Sesselacker
Schöner Wohnen
In vielen Siedlungen besteht ein grosses Potenzial für die naturnahe Aufwertung von Grünräumen. Zahlreiche Flächen sind arten- und strukturarm, man denke an eintönige Rasenflächen, Cotoneaster-Rabatten und Kirschlorbeer-Hecken. Theoretisch ist bekannt, wie Flächen biodivers gestaltet und unterhalten werden können. In der Praxis wird das Potenzial aber wenig genutzt, und Handlungsempfehlungen alleine erreichen die Entscheidungsträger nur ungenügend. Wirkungsvoller ist, alle beteiligten Akteur:innen für die Bedeutung von arten- und strukturreichen Lebensräumen für Flora und Fauna zu sensibilisieren und sie so zu motivieren. Das war das Ziel des nationalen Projekts « Siedlungsnatur gemeinsam gestalten » der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz ( SCNAT ) : Es wurde auf fünf Pilotflächen in der Schweiz, darunter auf der CMS-Wohnüberbauung Sesselacker, umgesetzt. Zentral war die Einbindung der von der Planung betroffenen Akteur:innen in den Prozess, konkret der Gartenpflegeprofis, der Hauswartung, Mieterinnen und Mieter oder der Stadtgärtnerei. Auf eine Bestandesaufnahme der Grünflächen und deren Bewirtschaftung folgte eine qualitative Abschätzung des aktuellen ökologischen Wertes. Ein Grobkonzept zeigte in der Folge auf, in welchen Bereichen sich Massnahmen zugunsten von mehr Biodiversität in der Überbauung anbieten und welche Pflanzen- und Tierarten damit besonders unterstützt werden können. Auf dieser Basis erarbeitete das Landschaftsarchitekturbüro Bossard Paganelli unterstützt vom Ingenieurbüro Götz, das sich auf ökologische Projekte versteht, einen Zielbild- und Umsetzungsplan zur Umgestaltung verschiedener Grünflächen oder zu einer entsprechenden Pflege. Für die Gärtner:innen und Facility Manager wurden zudem detaillierte Pflegepläne ausgearbeitet, um sie bei der Anpassung der Bewirtschaftung zu unterstützen.
Erste Massnahmen konnten bereits umgesetzt werden : Beim Eingang zu einem der Hochhäuser wurden die Rabatten mit einer einheimischen, attraktiv blühenden Staudenmischung neu bepflanzt. Um die Spielanlage wurde neu eine Schnitthecke aus Feldahorn angelegt. Die ehemalige Rasenfläche über der Einstellhallendecke ist nun eine wertvolle Blumenwiese mit Wiesensalbei und Margeriten, auch Trampelpfade zum beliebten Tischtennistisch sind bereits entstanden. Eine eingewachsene Hecke mit standortfremden Gehölzen musste entfernt werden – an gleicher Stelle gedeiht nun eine vielfältige Wildhecke.
An der Löwenbergstrasse wurde der artenarme und stark verwilderte Seitenstreifen komplett erneuert. Der Boden wurde abgemagert, eine Wiese eingesät und Wildsträucher sowie vier französische Ahornbäume wurden gepflanzt. Auf eine Fläche über der Einstellhalle kam im Sommer 2023 eine Lage von Wiesenblumenziegeln – die Flockenblumen, Kuckuckslichtnelken und viele weitere Pflanzen entwickeln sich prächtig. Damit die Blumenwiesen gedeihen und nicht von unerwünschten Arten dominiert werden, waren nur wenige korrigierende Eingriffe notwendig, und gemäht wird nach der Blüte in Etappen.
Bei der Sanierung eines weiteren Spielplatzes wurden gleichzeitig alle Bepflanzungen im Umfeld untersucht, teilweise gerodet und artenreich ergänzt. Gleichzeitig wurden der reiche Baumbestand gepflegt und aus dem Schnittgut Asthaufen angelegt.
In einem nächsten Schritt sollen die vielen Beteiligten an Veranstaltungen vor Ort mit dem Konzept und den geplanten Entwicklungen vertraut gemacht werden. Weitere Massnahmen für mehr Biodiversität erfolgen in Etappen und möglichst mit dem laufenden Unterhalt verknüpft. So können schrittweise weitere Blumenwiesen entstehen, Ast- und Steinhaufen für Igel, Kröten und Co. angelegt werden, Wildbienenhäuser aufgestellt und Strauchgruppen erneuert werden. Die Einbindung der Bewohner:innen soll deren Verständnis für die Veränderungen stärken und den Blick auf die reicher werdende Flora und Fauna öffnen.
Dr. Lisa Eggenschwiler, Projektleiterin Natur
Katharina Schmidt, Projektleiterin Liegenschaften
