Das dreimal jährlich erscheinende Online Magazin RADAR der Christoph Merian Stiftung informiert über die Hinter- und Beweggründe des CMS-Engagements.

Die gedruckte RADAR Ausgabe mit dem ganzen Inhalt zum Thema kann hier bestellt werden.

Philantrophie

Basel − Stadt der Stifterinnen und Stifter

TEXT: DR. BEAT VON WARTBURG
DIREKTOR

In seinem Todesjahr 1844 vermachte der Gerichtsherr und Appellationsrat Leonhard Paravicini-Burckhardt ( 1774 – 1844 ) der seinen Namen tragenden Stiftung ein Kapital von 200 000 Franken. Aus den Erträgen des Stiftungskapitals sollten « bedürftige junge Handwerker, junge Eheleute aus den niederen Ständen, alte Bürger und Bürgerinnen der Stadt Basel, entlassene Sträflinge, brave Dienstboten durch Austeilung jährlicher Prämien » unterstützt werden. Paravicini und nach ihm – in ungleich grösserem Umfang – Christoph Merian begründeten Mitte des 19. Jahrhunderts eine Tradition des Stiftens und Schenkens zugunsten der Stadt Basel, die bis heute anhält.

Tatsächlich ist Basel-Stadt mit 46,8 Stiftungen auf 10 000 Einwohnende in der Schweiz der Kanton mit der grössten Stiftungsdichte. Von den 916 Stiftungen in Basel-Stadt unterstehen 73,8 % resp. 676 Stiftungen der bikantonalen Stiftungsaufsicht beider Basel, da ihr Wirkungskreis vorwiegend regional ausgerichtet ist. Basel verfügt somit über eine dem städtischen Gemeinwesen in besonderem Masse verpflichtete Bürgerschaft. Dies zeigt sich auch in beeindruckender Weise in der Bilanzsumme der Stiftungen mit regional ausgerichtetem Stiftungszweck von rund 16,42 Mrd. Franken. Zum Vergleich: Von den 2 225 Stiftungen in Zürich stehen lediglich 711 mit einer Bilanzsumme von 7,3 Mrd. Franken unter kantonaler und kommunaler Aufsicht. Gleichwohl hat Basel als Stiftungsstandort an Attraktivität verloren. Die Neugründungen stagnieren seit dem Jahr 2000, und der Anteil des Kantons Basel-Stadt am nationalen Wachstum beträgt lediglich 4,8 %. Dies ganz im Gegensatz zu Genf, wo ein dynamischer Stiftungssektor 22 % zum gesamten Nettowachstum beiträgt und allein im Jahr 2022 58 Stiftungsgründungen verzeichnet werden konnten. In Genf und in Zürich haben die Re­gierungen die volkswirtschaftliche Bedeutung von Stiftungen und deren Beitrag in den Bereichen Bildung, Forschung, Kultur und Soziales erkannt. Beide Kantone haben deshalb Massnahmen zur Förderung des Stiftungswesens beschlossen.

Und was macht Basel  ? Der Verein Stiftungsstadt Basel, dem die Christoph Merian Stiftung ( CMS ) als Gründungsmitglied angehört, hat die Zusammenarbeit mit dem Präsidialdepartement gesucht, um den Stiftungsstandort Basel zu stärken. Daraus ist der « Runde Tisch Philanthropie » entstanden. Um dem Wissensdefizit über Stiftungen und ihre Leistungsfähigkeit zu begegnen, haben in der Folge der Verein Stiftungsstadt Basel und das Präsidialdepartement beim CEPS, dem Center for Philanthropy Studies, eine Studie in Auftrag gegeben mit dem Ziel, eine Übersicht über die Vielfalt und das Engagement des Stiftungssektors in Basel zu erarbeiten. Hierfür wurden Zahlen und Fakten zum Stiftungssektor in Basel erhoben ( die oben genannten Zahlen stammen mehrheitlich aus dieser Studie ). Weiter vergleicht die Studie die Rahmenbedingungen im Kanton mit Stiftungskantonen wie Genf und Zürich, skizziert Entwicklungen und Trends der kommenden Jahre und formuliert Handlungsempfehlungen zur Entwicklung des Sektors.

Es ist zu hoffen, dass auf die Studie auch Taten folgen mögen. Das beginnt beispielsweise bei der Wertschätzung. Stifter­innen und Stifter sind Menschen, die in ihrem Leben oft hart gearbeitet haben, erfolgreich waren, es sind Unternehmer, starke Frauen, Persönlichkeiten mit ausgeprägtem Willen, aber auch Menschen, die ohne eigenes Zutun vermögend wurden und sich ihres privilegierten Status bewusst sind. Es sind Menschen, welche die Gesellschaft verändern, verbessern wollen und etwas zurückgeben möchten. Ich habe verschiedene Stifterinnen und Stifter kennen und achten gelernt. Stifter, die zu Lebzeiten mit warmen Händen und wachem Blick stifteten, aber auch Stifterinnen, die der CMS testamentarisch ihr Vermögen anvertrauten – mit der simplen Aufforderung: « Machen Sie das Beste daraus ». Diese Grosszügigkeit, dieses Vertrauen sind grossartig, aber für die CMS auch eine ernsthafte Verpflichtung und Verantwortung. Mit unserer Arbeit möchten wir weitere Menschen zum Stiften anstiften. Denn noch immer gibt es im sozialen Netz grosse Lücken, noch immer brauchen kulturelle Initiativen finanziellen Sauerstoff und noch immer ist die Umwelt angesichts von Klimakrise und Biodiversitätsverlust auf kostenintensive Massnahmen angewiesen. Unsere Studie zum Thema Obdachlosigkeit hat eine Stifterin dazu bewogen, der CMS 2 Mio. Franken zu schenken mit der Auflage, sie für die Verbesserung der Lebenssituation von wohnungs- und obdachlosen Menschen zu verwenden. Die Begegnung mit dieser Stifterin werde ich nicht vergessen. Sie war gegen alle Zweifel und Bedenken zutiefst entschlossen, die Spende zu tätigen. Es war ihr einfach wichtig, sehr wichtig. Und das war berührend. Die CMS ist mit ihrer Dachstiftung zum einen, mit der gepoolten Vermögensverwaltung und dem Förder-Knowhow zum andern gut aufgestellt, um kleine und grosse Spenden, Legate und Beiträge sinnstiftend und effektiv einzusetzen. Sprechen Sie mit uns, wir möchten – wie Sie – Gutes tun.

Studie « Stiftungsstadt Basel. Zeigen, was Basels Stiftungen bieten » als PDF-Datei herunterladen .