Das dreimal jährlich erscheinende Online Magazin RADAR der Christoph Merian Stiftung informiert über die Hinter- und Beweggründe des CMS-Engagements.

Die gedruckte RADAR Ausgabe mit dem ganzen Inhalt zum Thema kann hier bestellt werden.

Atelier Mondial

Stifterinnen und Stifter ermöglichen … zum Beispiel Atelier Mondial

Als der Maler und Bildhauer Franz Schaufenbühl 1929 starb, hinterliess er einen Korpus an künstlerischen Werken, den seine Frau Bertha während über 50 Jahren genauso sorgfältig hütete wie das Erbe ihrer wohlhabenden Familie. Da sie ohne Nachkommen geblieben war, verfügte Bertha Schaufenbühl bei ihrem Ableben 1978 die Gründung einer Stiftung. Deren Zweck ist die Erhaltung des künstlerischen Nachlasses ihres Mannes sowie die « Schaffung von Ateliers für Künstler zu günstigen Bedingungen ».


TEXT : DR. ALEXANDRA STÄHELI
LEITERIN ATELIER MONDIAL

Die 1978 gegründete Franz Schaufenbühl-Stiftung ( FSS ) wurde zum entscheidenden Auftakt, zur Initialzündung ( und letztlich könnte man fast behaupten : zur DNA ) eines wichtigen Programms, das die Christoph Merian Stiftung ( CMS ) zu ihrem 100-jährigen Jubiläum 1986 zur Förderung des regionalen Kunstschaffens ins Leben gerufen hat und das heute den Namen Atelier Mondial trägt. Unter der Leitung von Cyrill Häring entstand das Internationale Atelier- und Austauschprogramm Basel, kurz iaab. Es war eines der ersten internationalen Austauschprogramme innerhalb der Schweiz, bei dem sich lokale Kunstschaffende für einen mehrmonatigen Werkaufenthalt im Ausland bewerben konnten.

Im Gegenzug und im Sinne eines klassischen Austauschs sind seit 1986 Kunstschaffende aus der ganzen Welt nach Basel gekommen, wo sie in vier Wohnateliers im St. Alban-Tal, gleich hinter dem Museum für Gegenwartskunst, lebten und arbeiteten. Die vier vom Basler Architekten Michael Alder entworfenen, damals neuartigen Wohnateliers im « New York Style » wurden mit Geldern aus der FSS gebaut und dienten während 28 Jahren rund 250 Kunstschaffenden aus Australien, Kanada, Bali, Georgien, Afrika, China und der Karibik als temporäres Basler Domizil. Im Jahr 2014 dann zog das umtriebige Programm in sieben neue Wohnateliers auf dem Dreispitz und erlebte unter dem Namen Atelier Mondial einen Relaunch.

In all den Jahren haben sich nicht nur der Sitz und das Logo geändert, auch inhaltlich hat sich das Programm in seiner Mission immer wieder neu ausgerichtet. In den Achtzigerjahren stand noch der Gedanke einer freien Weiterbildung im Ausland im Zentrum. Zugleich sollte auch die überschaubare Basler Kunstszene durch das Beherbergen von Gastkünstler:innen aus dem Ausland etwas aufgemischt werden. Später rückte der Fokus sowohl in Basel als auch an den Atelierorten im Ausland zunehmend auf den interkulturellen Dialog. Heute kann Atelier Mondial wohl als ein Hotspot für Diversität bezeichnet werden. Hier treffen Kunstschaffende verschiedenster künstlerischer Sprachen, Kulturen, politischer Kontexte und geschlechtlicher Identitäten aufeinander. Gerade auch in den aktuell konfliktreichen Zeiten versteht sich das Programm umso dezidierter als ein Ort der friedvollen Verständigung und einer echten Begegnung von Mensch zu Mensch. Das Thema der Kreativität und des künstlerischen Schaffens bietet dabei einen sinnvollen, tragenden Rahmen für das Zusammentreffen von Menschen diverser Herkünfte und aus allen möglichen Gegenden dieser Erde.

Atelier Mondial gilt aktuell als das grösste Austauschprogramm für Künstler:innen mit eigenen Wohnateliers in der Schweiz, als äusserst beliebter Residency-Ort für Kunstschaffende aus dem Ausland und als eine sehr erfolgreiche Initiative zur Förderung des Kunstschaffens in der Region. Es wird finanziell von einer Private-Public-Partnership zwischen der öffentlichen Hand ( Kantone BS, BL, SO, Stadt Freiburg und Région Alsace ) und der CMS sowie der Dachstiftung der Christoph Merian Stiftung ( DS-CMS ) getragen. Neben dem offiziellen Förderbeitrag der CMS unterstützt die FSS das Programm nach wie vor jährlich mit einem Förderbeitrag. Hinzu kommen weitere jährliche Beiträge von anderen unselbstständigen Stiftungen aus der Dachstiftung, etwa von der Frank und Alma Probst Stiftung ( FAPS ) und der Stiftung Nachkommen Zaeslin-Preiswerk. Es ist dieses unkomplizierte Zusammenwirken sämtlicher Kräfte, das dazu führt, dass Atelier Mondial weiterhin ohne grössere Reibungsverluste so agil am Puls der Themen unserer Zeit bleiben kann.

Oder anders formuliert : Ohne dieses konstruktive Zusammenspiel zwischen dem Engagement der CMS und den verschiedenen Stiftungen der Dachstiftung wäre die Gründung und der stets wachsende Impact eines so nachhaltigen Projektes wie iaab / Atelier Mondial nicht möglich gewesen. Dieses einzigartige Engagement für Atelier Mondial zeigt, dass für erfolgreiche Projekte mit breitem Wirkungsradius vor allem zwei wichtige Impulse erforderlich sind : beherzte Stifter:innen, welche die Vision ihres Wirkens glasklar und doch auch offen genug formulieren können, um genügend Raum für neue Nuancen und Ideen zu lassen ; und dazu vereinte Kräfte, kurze Kommunikationswege und unkomplizierte Kooperationsformen, wie sie in der DS-CMS gegeben sind.