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Projekte

Psychosoziale Unterstützung für Menschen aus dem gleichen Kulturkreis

TEXT: MAYA NATARAJAN, PROJEKTLEITERIN SOZIALES CMS


Krieg, Verfolgung und Konflikte: Wer deshalb aus seinem Heimatland flüchtet, dessen Verlust schwer wiegt, erlebt und sieht oft Schreckliches. Diese Erfahrungen belasten, oftmals traumatisieren sie auch. Die Ankunft in einer neuen Umgebung kann Chancen bieten. Ankommen kann aber auch sehr belastend sein. Die Geflüchteten müssen sich in einer neuen Sprache, einer neuen Kultur zurechtfinden und sind oft in Sorge um die Daheimgebliebenen. Schätzungen ergeben, dass von den rund 1'900 Geflüchteten und derzeit zusätzlich 1'700 ukrainischen Schutzsuchenden in Basel etwa 15 bis 20 Prozent psychosoziale Unterstützung benötigen. Ohne Hilfe können psychische Belastungen chronisch werden und weitreichende Folgen für Mensch und Gesellschaft haben.

Das Projekt SPIRIT ist ein niederschwellig angelegtes Angebot für erwachsene Geflüchtete. Es arbeitet mit der Methode Problem Management Plus (PM+, siehe Kasten). Seine Ziele sind, die psychische Gesundheit zu verbessern, einen Umgang mit Belastungen zu finden sowie den Zugang zur Gesundheitsversorgung sicherzustellen. SPIRIT Basel ist Teil des schweizweiten SPIRIT-Gesamtprojekts, das bis 2024 in mehreren Regionen in der Schweiz als Pilotversuch umgesetzt wird. Das Schweizerische Rote Kreuz Basel ist zuständig für das hiesige Projekt. Die CMS unterstützt das Angebot zusammen mit dem Kanton Basel-Stadt.

SPIRIT befindet sich derzeit in der Aufbauphase. Kernstück des Projektes ist eine enge Zusammenarbeit mit Peers, also mit Personen, die aus demselben Kulturkreis stammen wie die Geflüchteten. Sie werden als Helpers bezeichnet, als Helfer:innen, in der Umsetzung der Kurzinterventionen PM+ geschult und unter Supervision in ihren Gemeinschaften eingesetzt. Damit können sprachliche und soziokulturelle Barrieren umgangen werden. Da das Angebot in der Lebenswelt der Geflüchteten verankert ist, wirkt es nicht stigmatisierend. Die Helpers vermitteln Wissen und fördern Fähigkeiten, wie die Geflüchteten mit Stress und Belastungen im Alltag umgehen können. Aktuell schult das Rote Kreuz Basel Personen aus acht Sprachgruppen für ihre künftige Aufgabe. Die Beratungstreffen starten im Herbst 2022.

Die Zahl der Schutzsuchenden aus der Ukraine ist aktuell hoch, dabei sind auch viele Kinder. Daher haben die Verantwortlichen mit EASE (Early Adolescent Skills for Emotions) rasch ein Angebot mit Fokus auf Kinder und Jugendliche aufgenommen, das nach einem ähnlichen Prinzip wie SPIRIT funktioniert und ebenfalls von der Weltgesundheitsorganisation WHO entwickelt wurde. Das Programm EASE wird in Gruppen von acht bis zwölf Kindern durchgeführt sowie mit Sitzungen auch für deren Eltern und Begleitpersonen. So werden die Erziehungsberechtigten befähigt, die Gefühle der Kinder und Jugendlichen besser zu erkennen und einen Umgang damit zu finden. Auch hier kümmern sich geschulte Laien mit höherem Bildungsstand aus dem gleichen Kulturkreis um die Umsetzung. Vorläufig gilt das Angebot nur für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine – eine Ausweitung auf geflüchtete Kinder aus anderen Ländern ist angedacht.