Das dreimal jährlich erscheinende Online Magazin RADAR der Christoph Merian Stiftung informiert über die Hinter- und Beweggründe des CMS-Engagements.

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Editorial

Von Not und Krieg versehrt

Stellen Sie sich vor: In Basel schlagen Raketen ein, Wohnhäuser werden getroffen, Spitäler und Schulen angegriffen, Häuser brennen, ganze Quartiere sind ausgelöscht. Immer wieder heulen die Sirenen. Die Lebensmittel werden knapp, es gibt keinen Strom und kein Wasser mehr. Ihr Leben und das Ihrer Liebsten ist bedroht. Wer würde in dieser Situation nicht die Flucht ergreifen, sich nicht in Sicherheit bringen wollen? Der Krieg in der Ukraine hat Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Über 60'000 kamen in die Schweiz, nach Basel rund 1'700, vor allem Frauen, Jugendliche, Kinder.

Die Schweiz hat schnell auf die Flüchtlingswelle reagiert. Tausende von Gastfamilien haben Geflüchtete aufgenommen, und erstmalig hat die Schweiz den Schutzstatus S aktiviert, womit die Geflüchteten rasch ein Aufenthaltsrecht erhalten, ohne dass sie ein ordentliches Asylverfahren durchlaufen müssen. Mit diesen solidarischen Massnahmen wurde uns aber auch bewusst, wie komplex einerseits die Flüchtlingspolitik ist – sind ukrainische Flüchtende willkommener als Flüchtende aus Eritrea, Syrien oder Afghanistan? – und dass es andererseits nicht reicht, die geflüchteten Menschen materiell zu versorgen, sondern dass es Unterstützungsangebote auf den verschiedensten Ebenen braucht, insbesondere auch psychosoziale Hilfe und Hilfe für traumatisierte Geflüchtete.

Während der Staat und andere Organisationen mit grossem Einsatz Wohnungen, Unterrichtsmöglichkeiten, Kleider und Nahrung zur Verfügung stellen, versucht die Christoph Merian Stiftung (CMS) besonders in diesem Bereich ihren Beitrag zu leisten. Denn psychische Gesundheit ist eine zentrale Voraussetzung für die Zukunft der Geflüchteten, sei es hier oder zurück in ihren Herkunftsländern.

Bei ihrer Förderung kann die CMS auch auf die Otto Erich Heynau Stiftung zählen, eine selbstständige Stiftung, die durch die CMS betreut wird und deren Stiftungszweck ganz der Flüchtlings- und Asylthematik gewidmet ist.

Diese steht im Zentrum dieser RADAR-Ausgabe. Die ukrainischen und die weltweiten Flüchtlingsströme können und dürfen uns nicht gleichgültig lassen. Umso mehr, als mit den Geflüchteten auch deren Realitäten, Kriegserfahrungen, Bilder von Zerstörung, Gefühle von Angst und Hass mitten unter uns sind. Wie sich Realitäten überlagern können, zeigen die eindrücklichen Bilder der jungen ukrainischen Kunststudentin Daria Samoilova in diesem RADAR.

TEXT: DR. BEAT VON WARTBURG, DIREKTOR CMS