Das dreimal jährlich erscheinende Online Magazin RADAR der Christoph Merian Stiftung informiert über die Hinter- und Beweggründe des CMS-Engagements.

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Methoden

Wann ist ein Förderprojekt wirkungsvoll?

Atelier Biodiverses Basel – oder: wie bilden wir eine Community?

Stadtnatur, Biodiversität im Siedlungsraum, urbane Lebensräume für Flora und Fauna – das sind Themen, die bis vor kurzer Zeit nur begrenzt im Fokus der CMS-Förderung standen. Die Stiftung ist bekannter für ihr kulturelles und soziales Engagement. Aber die Zeiten ändern sich. Ein langes Wochenende auf dem Meret Oppenheim-Platz beim Bahnhof Basel im Juni 2024 hat gezeigt, dass die «Community», die sich für ein biodiverses Basel einsetzt, grösser wird und heute schon weit über die klassische Naturschutzszene hinausreicht: Für die Biodiversitätstage unter dem Motto «Basel blüht auf» hatten sich die Basler Kantonalbank BKB, der Verband BirdLife Schweiz und die CMS zusammengetan. Auf der gemeinsam initiierten Plattform konnten Wirtschaft, Zivilgesellschaft und öffentliche Hand ihr Engagement für mehr Biodiversität sichtbar machen und zur Nachahmung animieren: Da waren Firmen und Genossenschaften, die ihre Areale biodiverser gestalten, Unternehmen, die naturnahen Gartenbau anbieten, Naturschutz- und Non-Profit-Organisationen, die Private darin unterstützen, in ihrem Umfeld Asphalt aufzubrechen und Stadtnatur zurückzugewinnen. Und da war die öffentliche Hand, die sich auf der Allmend und mit Beratungsangeboten engagiert. Diese bunte Mischung von engagierter Wirtschaft, selbstverantwortlicher Zivilgesellschaft und initiativer öffentlicher Hand ist nicht ganz zufällig zusammengekommen. Viele der teilnehmenden Organisationen und Firmen kannten sich bereits vom «Atelier Biodiverses Basel» der CMS in den Jahren 2022 und 2023. An intensiven Workshoptagen arbeiteten damals gegen hundert Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen und Organisationen an konkreten Projekten zur Biodiversitätsförderung. Die CMS baut mit dem «Atelier Biodiverses Basel» gezielt eine Gemeinschaft auf, die sich über die Grenzen der einzelnen Akteur:innen hinaus an der gleichen Vision orientiert: die Stadt Basel grüner und biodiverser zu machen.

Bettina Hamel, Leiterin Abteilung Natur

Die Rolle statistischer Kennzahlen in der sozialen ­Förderung

Das neue Förderprogramm wurde unter anderem durch eine Analyse statistischer Kennzahlen mit Fokus auf soziale Faktoren entwickelt. Diese wurden im Auftrag der CMS durch das Statistische Amt Basel-Stadt zusammengestellt und als Indikatorenset veröffentlicht (einzusehen auf statistik.bs.ch). Die Kennzahlen wurden thematisch nach den Förderschwerpunkten und Handlungsfeldern des neuen CMS-Förderprogramms gegliedert. Sie waren nicht nur bei der Formulierung der Förderstrategie 2025 – 2028 wegweisend, sondern bleiben auch bei deren Umsetzung relevant. Statistiken helfen, grosse Datenmengen zu analysieren und Muster oder Trends zu erkennen, die sonst möglicherweise übersehen würden. Sie verweisen darauf, welche Zielgruppen in Bereichen wie der psychischen Gesundheit oder der Chancengleichheit über besonderen Förderbedarf verfügen. Sie lassen erkennen, in welchen Stadtteilen und Quartieren bestimmte Beratungs- oder Freizeitangebote bedarfsgerechter sind als anderswo. Und sie liefern durch die Abbildung von zeitlichen Verläufen wertvolle Erkenntnisse zu Entwicklungen, welche die Dringlichkeit von sozialen Fragen hervorheben – oder relativieren. Gleichzeitig sind solche Kennzahlen und Statistiken immer mit Vorsicht zu betrachten: Armutsquoten, Kriminalitätsraten oder die Wirksamkeit von Medikamenten können fehlinterpretiert oder manipuliert werden, um bestimmte Narrative zu stützen. Denn wo eine Korrelation besteht, muss noch lange kein Kausalzusammenhang sein. Es lohnt sich also, Erhebungsmethoden, Interpretationen und Anwendungen jeweils kritisch zu betrachten, damit sie gemeinsam mit anderen Methoden eine fundierte Grundlage für die künftige Förderung bilden.

Maya Natarajan, Projektleiterin Abteilung Soziales

Die vier Dimensionen in der Beurteilung von Kultur­projekten

Was seit der Gründung der Stiftung im Jahr 1857 und der Aufnahme ihrer Tätigkeit im Jahr 1886 unter Förderung des Gemeinwohls und daraus abgeleitet unter Kulturförderung verstanden wird, geht Hand in Hand mit gesellschaftlichem Wandel. Strategisch richtet die CMS ihre Förderpolitik konsequent am Bedarf aus, folgt der Wirkungslogik und zielt auf die soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit ihrer Förderung. In einem ersten Schritt prüft sie, ob das eingereichte Projekt mit dem Stiftungszweck und dem Leitbild der CMS vereinbar ist. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, muss sich das Projekt einem der zehn Handlungsfelder der neuen Förderstrategie 2025 – 2028 zuordnen lassen. Ist auch diese Voraussetzung erfüllt und es stehen im jeweiligen Handlungsfeld noch ausreichend finanzielle Ressourcen zur Verfügung, prüft die CMS die eingegangenen Gesuche in den vier Dimensionen Projekt­inhalt, angesprochene Zielgruppen, Trägerschaft und finanzielle Machbarkeit. Auf der inhaltlichen Ebene stellt sich die Frage nach der gesellschaftlichen und kulturellen Relevanz eines eingereichten Projekts. Die Projektidee wird hinsichtlich Klarheit und Kohärenz sowie Innovationsgrad und Einzigartigkeit überprüft, wobei die Beurteilung der angestrebten Wirkung des Projekts zentral ist. Danach stellt sich die Frage nach den Zielgruppen und deren soziodemografischer Zusammensetzung sowie nach dem Grad der Öffentlichkeit des Projekts. Schliesslich wird geprüft, wer hinter dem Projekt steht und welches Know-how und welchen Erfahrungshintergrund die Trägerschaft in das Projekt einbringt. Ein hoher Grad an ehrenamtlicher und freiwilliger Arbeit sowie Kooperationen mit anderen Kulturakteur:innen in der Stadt Basel und die Nutzung von Synergien werden dabei positiv gewichtet. Schliesslich stellt sich die Frage nach der finanziellen Dimension und der Realisierbarkeit des eingereichten Projekts, wobei insbesondere auch Risiko- und Kosten-Nutzen-Überlegungen angestellt werden. Um Dauerverpflichtungen und Abhängigkeiten zu vermeiden, wird in der Regel eine gemischte Finanzierung angestrebt.

Dr. Claudio Beccarelli, Leiter Abteilung Kultur