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Dorothea Weishaupt und Sinja Steinhauser von Groenlandbasel

X-mal hin und her, anspruchsvolles Editorial Design

Groenlandbasel
INTERVIEW: WOLFGANG BORTLIK FOTOS: KATHRIN SCHULTHESS

Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung eines Buches spielt die Gestaltung. Sie transportiert und unterstreicht den Inhalt und schafft idealerweise einen zusätzlichen Zugang zum Thema. Dorothea Weishaupt und Sinja Steinhauser von Groenlandbasel arbeiten als visuelle Gestalterinnen für Museen und Verlage. Ich treffe sie in einem Teil von Basel, in dem mir scheint, als würde hier gleich das Pflaster aufbrechen und der Strand darunter sichtbar. Eine grosse Insel am Rande der Stadt.

Warum heisst Ihre Firma Groenland, hat das mit diesem Ort zu tun?

Grönland ist die grösste Insel der Welt, reicht das als Erklärung? Die Agentur wurde in Berlin gegründet, jetzt ist sie im Kleinbasel situiert und zweigeteilt, in visuelle Gestaltung und Grafik sowie Architektur und Szenografie.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein Buch gestalten sollen?

Zuerst ist die Gestaltung eines Buches Teamarbeit bezüglich Konzept und Entwurf. Für die Umsetzung und die Kommunikation mit allen Beteiligten aber übernimmt eine von uns den Lead.

Wollen wir Ihre Arbeit an einem fertigen Objekt exemplifizieren? Ich habe in meinem Büchergestell ein Buch gefunden, das Sie gestaltet haben, die Familiengeschichte der Basler Familien Stähelin, Staehelin und Stehelin.

Dafür ist der Verlag an uns herangetreten. Wir arbeiten öfters mit dem CMV zusammen. Es gab ein Briefing mit dem Kunden und dem Verlag, daraufhin haben wir eine Offerte gemacht. Das war zwei Jahre vor Erscheinen des Buchs. Beteiligt waren als Herausgeber die Angehörigen der Familie Stähelin. Sie hatten die beiden Textautoren Tobias Ehrenbold und Urs Hafner beauftragt. Der Verlag koordinierte die Abläufe und die Finanzierung. Groenland organisierte, unterstützt vom CMV, die Herstellung des Buchs. Für uns als Gestalterinnen war vorderhand wichtig zu wissen, was für eine Art Buch es werden sollte. Eine Familiengeschichte sieht anders aus als etwa ein Kunstkatalog.

Groenlandbasel Tisch

Wie gingen Sie nach dem ersten Briefing vor?

Wir machten Entwürfe für den Inhalt des Buches, für den Text- wie auch den Bildteil. Es sollte ein Bilder- und ein Lesebuch werden. Deshalb haben wir beispielsweise die Schrift der Bildlegenden gleich gross wie die des Textes gesetzt. Die Bilder sollten auch nicht übers Buch verteilt sein, sondern einen kompakten Bildteil ergeben. Dieser sollte ein bisschen an frühere Fotoalben erinnern, in denen ein dünnes Trennpapier zwischen den Seiten lag. Also haben wir zwischen die Bilder ein fast durchsichtiges Papier platziert, auf dem die Bildlegenden stehen.

Ich nehme an, dass es gerade bei einer privaten Herausgeberschaft auch zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Wie geht man damit um?

Die Herausgeber waren selbstverständlich bei der Gestaltung involviert. Beim Buchcover etwa gab es grössere Diskussionen. Der Umschlag ist ja das Gesicht des Buches. Er ist auch für den Verlag sehr wichtig, weil er das Buch frühzeitig durch den Vertreter im Handel anbieten will. Wir wollten auf dem Umschlag vorne einen Prägedruck, die Herausgeber jedoch lieber nicht. Daraufhin haben wir versucht, diese Idee mit einem Siebdruck optisch anklingen zu lassen. Auch das gelbe Einbandleinen wurde ausgiebig besprochen.

Ich habe mir das Werk aus historischem Interesse besorgt und ein kleines Kunstwerk erhalten. So ein schönes Buch liest sich viel besser. Arbeiten Sie jeweils auch eng mit der Druckerei zusammen?

Mit dem endgültigen und lektorierten Text konnten wir alles durchgestalten. Danach sollte es nur noch Korrekturen in bescheidenem Ausmass geben. Wir hatten aber auch schon Projekte, da ging das x-mal hin und her zwischen uns und den Auftraggebern. Da werden gelegentlich die Nerven schon arg strapaziert. Als Gestalterinnen bekommen wir von der Druckerei Andrucke und Proofs der Buchseiten und Bilder zur Prüfung. Das letzte «Gut zum Druck» gibt aber der Verlag. Viele Bücher, Kunstbände zum Beispiel, sind so anspruchsvoll und delikat, dass wir den Druck noch zusätzlich vor Ort mitbegleiten.

Ist es ein gutes Gefühl, ein fertiges Buch in der Hand zu halten?

Auf jeden Fall. Mit jedem Buch taucht man in ein neues Universum ein. Wenn aus all den Ideen und Entwürfen ein Endprodukt entstanden ist, wird man immer überrascht. Das ist ein sehr spannender Vorgang.