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Ortspezifische Forschung

Wo Geschichte bewahrt wird: Unterwegs in Basler Archiven

Mehrere Archive und Institutionen hüten in Basel und Um­gebung Schätze aus der Vergangenheit. Grosse wie das Staatsarchiv und kleine wie die ­Basler Herbarien. Auch im Zeitalter der zunehmenden Digitalisierung bleiben sie wichtige Anlaufstellen für Histo­rikerinnen und Historiker, da sie Einblicke in Original­dokumente aus verschiedenen Epochen ermöglichen. Auf dieser Seite stellt die Histo­rikerin Lina Schmid eine kleine Auswahl von Archiven vor, die für die Recherchen der ­Autoren und Autorinnen von Stadt.­Geschichte.Basel relevant waren. Hinweise auf weitere für die Stadt.Geschichte.Basel wichtige Archive und Institutionen finden sich in den Dank­sagungen der einzelnen Bände.

TEXT: LINA SCHMID

RADAR21 Archiven 02
FOTO: AURÉLIE GRALL/HERBARIEN BASEL

Herbarien Basel

In Bottmingen befindet sich derzeit die älteste und drittgrösste Pflanzensammlung der Schweiz. Die dort archivierten Herbarienexemplare stellen die wissenschaftlichen Grunddaten für die Erforschung der Pflanzenvielfalt zur Verfügung. Die auf einem A4-Blatt befestigten, getrockneten und konservierten Pflanzen sind jeweils mit umfassenden Informationen über deren Herkunft, Farbe, Grösse und Form versehen. Dazu kommen Angaben zu den Sammlerinnen und Wissenschaftlern, welche sich mit den Exemplaren befasst haben. Nicht zuletzt gewährten die Herbarien der Universität Basel den Verfasser:innen von Band 4 Einblick in die intellektuelle Gemeinschaft der Basler Gelehrten um 1600. So konnten sie zeigen, welch lebhafter Austausch von Wissen damals auch über konfessionelle Grenzen hinweg stattfand.

herbarium.unibas.ch

RADAR21 Archiven 01
FOTO: CHRISTIAN FLIERL/PLAKATSAMMLUNG DER SCHULE FÜR GESTALTUNG BASEL

Plakatsammlung Basel

Das ab 1896 an der Ecke Petersgraben-Spalenvorstadt domizilierte Gewerbemuseum legte den Grundstein für die Plakatsammlung Basel. Sie diente in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorwiegend dem Unterricht der Gewerbeschule unter demselben Dach, gewann in den 1980er-Jahren jedoch eine neue Bedeutung als kulturwissenschaftliche Institution. Heute ist die Plakatsammlung der Schule für Gestaltung auf dem Dreispitz untergebracht. Mit ihrem Fokus auf Schweizer Plakaten und mit rund 100'000 Exemplaren ist sie eine wichtige Fundgrube für Interessierte verschiedenster Bereiche. Ein grosser Teil der Sammlung ist seit einigen Wochen über einen Online-Katalog zugänglich. Der Stadt.Geschichte-Autor Silas Gusset verschaffte sich in der Plakatsammlung einen Überblick über polarisierende Themen und politische Abstimmungen in Basel zwischen 1960 und heute. Zwei Plakate fanden ihren Weg schliesslich in den Band 8 der Stadt.Geschichte.Basel, wo sie Anlass gaben für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Bildsprache.

plakatsammlungbasel.ch
recherche-plakatsammlungbasel.ch

RADAR21 Archiven 03
FOTO: MATTHIAS LEEMANN/NOVARTIS AG

Firmenarchiv Novartis

Als eines der ältesten Firmenarchive der Schweiz verfügt das Firmenarchiv der Novartis nicht nur über Bestände mehrerer Jahrzehnte, sondern auch mehrerer Unternehmen. Aufgrund der beiden Fusionen von 1970 und 1996 befinden sich auf dem Novartis Campus sämtliche Quellenbestände der J. R. Geigy A.G., der CIBA Aktiengesellschaft, der Sandoz AG, der Ciba-Geigy AG und der Novartis AG. Diese reichen von Jahresabschlüssen über Produktverpackungen bis zu Bild- und Tondokumenten. Auch einzelne Mitarbeitende hinterliessen im Firmenarchiv der Novartis ihre Spuren, was Funde der überraschenderen Sorte ans Licht brachte. Isabel Koellreuter, Autorin von Band 7, stiess hier beispielsweise auf Berichte über einen der erfolgreichsten Schweizer Boxer. Hans Müller, der seine Karriere als Vorarbeiter in der J. R. Geigy AG begann, schrieb später als «K.O.-Müller» Schweizer Sportgeschichte.

novartis.com

RADAR21 Archiven 04
FOTO: KATHRIN SCHULTHESS

Grundbuch- und Vermessungsamt des Kantons Basel-Stadt

Neben der Vermessung der heutigen Stadt Basel widmet sich das Grundbuch- und Vermessungsamt auch der Aufbereitung historischer Plangrundlagen. Die ältesten aufbereiteten Pläne stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Wie Norbert Spichtig, Autor von Band 1 der Stadt.Geschichte.Basel erklärt, beschränkt sich deren Aussagekraft aber nicht nur auf diesen Zeitraum. Zwar erfassten die Pläne damals vorwiegend den mittelalterlichen Zustand, doch sie zeigen gleichermassen die Bebauung vor den grossen modernen Eingriffen. Damit lassen sie Rückschlüsse auf frühmittelalterliche oder sogar ältere Strukturen zu. Auch Pläne aus dem 19. Jahrhundert waren für die Autor:innen von grosser Bedeutung. Sie dienten gewissermassen als Scharnier, um frühere Planwerke besser erschliessen zu können.

gva.bs.ch

RADAR21 Archiven 05
FOTO: MIRIAM GLASS

Mission 21

Die ehemalige Basler Mission, heute Mission 21, verfügt über ein Forschungsarchiv, welches mehr als 200 Jahre Missions- und Weltgeschichte dokumentiert. Franziska Schürch, Autorin von Band 7, fand dort zahlreiche Berichte über jene Missionarskinder, welche die Sommerferien 1914 getrennt von ihren Eltern in Europa verbrachten. Nach Ausbruch des Krieges gingen nämlich nicht nur sämtliche Grenzen Europas zu, auch die Kommunikation in die Kolonien brach abrupt ab. Somit blieben die Missionarskinder ohne Lebenszeichen ihrer Eltern. Umfangreiche Berichte beleuchten diese Familiengeschichten und gaben schliesslich auch Anlass, der grösseren Frage nach der Rolle der Basler Mission während des Ersten Weltkriegs nachzugehen.

bmarchives.org